Wäre Eure freie Trauung ein Liebesfilm, dann wärt Ihr die Drehbuchautoren. Damit Ihr nicht bei Null anfangen müsst, könnt Ihr auf einen bewährten Rahmen zurückgreifen, der sich bewährt hat – und bei dem Ihr Eure Gäste jederzeit emotional mitnehmt.
Ein Liebesfilm, mehrere Teile
Ob romantische Komödie oder spannender Thriller: Die meisten Filme folgen einem bestimmten Aufbau, der so genannten Dramaturgie. Eine der gängigsten teilt sich in drei Akte: Im ersten Akt werden die Charaktere und ihre Herausforderungen vorgestellt. Im zweiten nimmt die Handlung ihren Lauf und ein entscheidender Wendepunkt tritt ein. Im dritten Akt löst sich die Geschichte in einem spektulären Höhepunkt auf und die Spannung weicht langsam der Entspannung. Vorspann, Abspann und so weiter gehören natürlich auch zum Film. Natürlich geht das ganze auch viel komplexer, vielschichtiger oder auch mal ganz anders.
Prolog: Eintreffen der Gäste
In manchen Filmen fängt die Handlung nicht sofort an – die erste Szene stellt dem Zuschauer vielleicht den Handlungsort oder die Rahmenbedingungen vor. Genauso könnt Ihr es bei Eurer freien Trauung handhaben: Wenn die Gäste eintreffen, finden Sie vielleicht ein Programmheft vor oder werden persönlich begrüßt – zum Beispiel von Euren Trauzeugen oder auch von der Traurednerin. So können bereits vor dem eigentlichen Beginn alle in die richtige Stimmung kommen. Wenn es organisatorische Dinge anzusagen gibt, von „bitte Handy aus“ bis „die Fotos macht unsere Fotografin“, ist jetzt der optimale Moment.
Vorspann: Euer Einzug
Im Film kann der Vorspann ganz unterschiedlich aussehen. Genauso wie bei Eurer Trauung. Wählt Ihr die moderne Variante, betretet Ihr gemeinsam die „Bühne“ und zeigt vom ersten Moment an, dass Ihr zusammengehört. Immer beliebter wird auch die hollywoodreife amerikanische Variante: Hier ziehen erst die „Groomsmen“, also die Trauzeugen, mit dem Bräutigams ein, dann folgen die Brautjungfern mit der Braut. Das macht optisch einiges her und sorgt garantiert für „Ahs“, „Ohs“ und die ersten Freudentränchen. Bei der klassischen Variante wartet der Bräutigam am Altar, während die Braut von Ihrem Vater oder einer anderen vertrauten Person nach vorne geführt wird. Mit Sicherheit hat hier die weibliche Hauptdarstellerin den beeindruckendsten Auftritt. Wie Ihr Euch auch entscheidet: Die Musik darf natürlich nicht fehlen – die Titelmelodie zu Eurer Love Story, die Ihr bestimmt sorgfältig ausgesucht habt.
1. Akt – Einführung: Begrüßung und Traurede
Die Aufmerksamkeit Eures „Publikums“ habt Ihr nun – die Handlung kann also beginnen. Im Film würden jetzt die Charaktere und Ihre liebenswerten Eigenschaften vorgestellt werden. Bei Eurer Trauung sieht es ähnlich aus: Nach der Begrüßung von Gästen und Brautpaar folgt die Traurede, die Eure Geschichte bis zu Eurem großen Moment erzählt. Hier greife ich all das auf, was uns in unseren Vorgesprächen beschäftigt, bewegt und zum Schmunzeln gebracht hat. Nicht nur Ihr, sondern auch Eure Gäste können so die Geschichte Eures Kennenlernens, vielleicht Eures ersten Kusses, Eure Höhen und Tiefen und Euren Weg als Paar noch einmal vor der geistigen Leinwand Revue passieren lassen. Am Ende der Traurede sind wir im Hier und Jetzt angekommen – und jetzt wird es erst richtig spannend!
2. Akt – Spannungsaufbau: Individuelle Rituale
Es gibt eine große Bandbreite von Ritualen, mit denen Ihr den Spannungsbogen bis zum großen Moment aufbauen und Eure Liebe symbolisch zeigen und bekräftigen könnt. Manche Rituale finden nur zwischen Euch als Brautpaar statt, zum Beispiel das Sand-Ritual, bei dem Ihr mit verschiedenfarbigen Sandsorten ein einmaliges Muster in einem Glas erschafft. Andere Rituale beziehen auch Eure Gäste mit ein: Beliebt ist das Ring-Ritual, bei dem Eure Eheringe an einem langen Band von Gast zu Gast wandern und so mit guten Wünschen aufgeladen werden. Ihr könnt Eure Trauung natürlich auch ohne Rituale gestalten – allerdings erfüllen sie wichtige dramaturgische Funktionen: Zunächst leiten Sie von der Rede, bei der Ihr nur zuhört, in die Aktivität über. Und außerdem würde Eurem Film der Teil mit den Herausforderungen fehlen – also gerade die Szenen, welche die Spannung aufbauen.
3.Akt –Höhepunkt: Jawort und Ringtausch
Die Schlüsselszene – vor der Leinwand würden wir uns nun aufgeregt am Sitznachbarn festklammern: In Eurem Fall ist es die Frage aller Fragen, mit der Ihr den Bund der Ehe eingeht. Der Moment, in dem Euer „Ja“ die ganze Anspannung der letzten Monate oder Jahre auflöst und in pure Glücksgefühle verwandelt. Das ist großes Kino. Und das ist ohne Zweifel der Höhepunkt Eurer Trauung. Und wie im Film legt Ihr noch eine Schippe drauf – mit dem Tausch Eurer Ringe. Manche Paare haben auch persönliche Gelübde vorbereitet, die sie – für alle zu hören oder ganz intim – dem Partner vortragen. Was für ein Finale! Und schließlich dürft Ihr Euch das erste Mal als Ehepaar küssen. Und langsam, aber sicher weicht das Herzklopfen und das Adrenalin einer wohligen Wärme. Das Happy End, auf das alle gewartet haben.
Abspann: Abschluss und Auszug
Während im Film der Abspann läuft, kehren die Zuschauer in die Realität zurück, lachen, weinen, fangen an, sich zu unterhalten. Die Musik greift nochmal die Handlung auf und mit ein paar allerletzten Ausschnitten verabschieden sich die Hauptdarsteller. Eure freie Trauung endet analog dazu mit dem Auszug – den Ihr natürlich auch nach Belieben gestalten könnt: Ihr könnt zum Beispiel zuerst zur Musik fortschreiten und so den Gästen zeigen, wo und wie es weitergeht. Oder die Gäste ziehen zuerst aus und bilden ein Spalier für Euch. Blumen werden gestreut oder Reis wird geworfen. Alles ist möglich!
Epilog: Fortsetzung folgt
Der Film ist zu Ende, die Trauung ist vorbei. Euer großer Tag aber lange noch nicht: Glückwünsche, Empfang, Aktionen, Tanz, Party… genießt jeden Abschnitt Eurer Hochzeit wie einen neuen Teil in der Filmreihe Eures Lebens. Ich hoffe, Ihr konntet ein paar Anregungen für Eure freie Trauung mitnehmen – und achtet bei der nächsten Romantic Comedy doch mal auf die Dramaturgie… 🙂
Alles Liebe!
Wir sind für Euch da
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