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Hochzeitskugel: Alter Mythos, neuer Trend

Bei freien Trauungen liegt ein ganz besonderes Symbol gerade besonders im Trend: Die Hochzeitskugel. Was hat es damit auf sich, warum stehen die beiden Hälften einer Kugel für die Suche nach dem Seelenverwandten und wie lässt sich daraus ein romantisches Ritual zaubern? Die Antwort ist fast 2.000 Jahre alt – und geht auf Platon zurück.

Foto: Edelblicke

An Motto-Hochzeiten, individuelle freie Trauungen und Insta-Walls hat Platon wohl nicht gedacht, als er im 4. Jahrhundert vor Christus über die Liebe philosophierte. Und sicherlich auch nicht daran, dass seine Gedanken zu einem der Hochzeits-Hype der 2020-er Jahre werden: Hochzeitskugeln – wunderschöne Symbole, die auf seine Fabel der zwei Kugelhälften zurückgehen. Denn schon der griechische Philosoph wusste, dass jeder Mensch auf der Suche nach seinem Gegenstück ist.

Was ist eine Hochzeitskugel?

Dem Trend-Thema widmet sich ein eigener Online-Shop für Holzkugeln, die aus zwei Hälften bestehen. Das klingt zuerst nicht spektakulär, deshalb lohnt es sich, genau hinzusehen: Die Holzkugel ist nicht glatt durchtrennt. Vielmehr hat jede Kugel ihre Ecken, Kanten und „Lebensspuren“. Die individuellen Kugelhälften ergeben deshalb nicht mit jedem beliebigen Gegenstück ein perfektes Ganzes: Die passende Kombination gibt es nur einmal. Und genau so ist es bei uns Menschen, sagt Platon in seiner Fabel von den Kugelhälften:

„Als das Leben am Anfang stand, fielen unzählige Kugeln auf die Erde. Bei ihrem Aufprall zersprangen sie in zwei Hälften. Uneben und frei auseinander geteilt symbolisieren sie die unterschiedlichen Charaktere zweier Menschen. Doch jede dieser auch noch so verschiedenen Halbkugeln ist für ein Gegenstück bestimmt, so wie auch zwei Menschen füreinander bestimmt sind.“

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Foto: Edelblicke

Wie kommen Hochzeitskugeln bei freien Trauungen zum Einsatz?

Die Hochzeitskugeln sind nicht nur einzigartig geformt, also Unikate, sondern haben auch eine „magische Kraft“ in sich – die sich ganz leicht physikalisch erklären lässt: Magnete, die sich gegenseitig anziehen. Und damit lassen sich sehr effektvolle und romantische Rituale für freie Trauungen gestalten. Das Auftreffen der Kugel auf der Erde wird Teil der Zeremonie: Das Brautpaar oder der*die Trauredner*in teilt die Kugel in ihre zwei Hälften. Passend dazu wird der Text der Fabel vorgetragen – oder noch besser: Zunächst bleiben die Gäste im Ungewissen darüber, was es mit den beiden Hälften auf sich hat. Später in der Zeremonie, zum Beispiel als Teil der Traurede, kommt dann die Fabel von Plato ins Spiel.

„Wir alle sind auf der Suche nach unserer anderen Hälfte, eben nach der anderen halben Kugel.“

Was haben Hochzeitskugeln mit der Liebe zu tun?

Das Brautpaar spielt beim Ritual natürlich auch eine wichtige Rolle – denn es ist die Aufgabe der beiden, die Kugelhälften symbolisch wieder zusammenzufügen. Um die Perfektion zu erreichen, müssen sie allerdings den richtigen Winkel erwischen und den „Dreh raus haben“. Denn schon Plato wusste, dass es selten vom ersten Augenblick an passt – wir alle müssen in unsere Beziehungen investieren, damit die Liebe vollkommen wird. Er beschreibt es so:

„Wenn ihr glaubt, ihr habt Eure andere Hälfte gefunden, dann werdet ihr feststellen, dass die beiden halben Kugeln oft nur an einer einzigen kleinen Stelle passen, was Ihr durch sorgfältiges Drehen und Probieren herausfinden könnt. Es ist ganz natürlich, dass es am Anfang hakt und hängen bleibt. Aber genau das macht Sinn – denn: Nicht alles kann von vornherein passen und übereinstimmen.“

Foto: Edelblicke

Was sagen Hochzeitskugeln über die Ehe aus?

Während der freien Trauung zeigt sich also im Kleinen, was die große Lebensaufgabe eines jeden Ehepaares ist: gegenseitig kleine Macken in das gemeinsame Leben integrieren, auf Höhen und Tiefen der oder des anderen eingehen und mit den eigenen positiven Eigenschaften etwas ausfüllen, was auf der anderen Seite gefehlt hat. Und hierbei markiert die Hochzeit nicht das Ende, sondern erst den Anfang – denn die Suche nach der Perfektion ist niemals zu Ende, sagt Platon.

„Nun müssen beide an ihrer halben Kugel arbeiten, schleifen und feilen. Nur langsam und in kleinen Schritten ebnet sich dieser kantige Bruch durch das Geben und Nehmen in der Liebe. Nach einiger Zeit, wenn sich beide Hälften abgeschliffen haben, lassen sie sich fast reibungslos zu einer Kugel formen. Aber eben nur fast, genau passen – wie am Anfang unserer Zeit – darf es nie, sonst verliert man seine Persönlichkeit und das, was den Menschen an Eurer Seite ausmacht.“

Warum sind Hochzeitskugeln zurecht im Trend?

Ich finde es sehr beeindruckend, wie diese uralte Fabel noch – oder gerade – heute Bestand hat. Sich als gleichwertige Partner*innen wertzuschätzen, die Eigenschaften der oder des Anderen zu akzeptieren und lieben zu lernen und sich gegenseitig nicht „glattschleifen“ zu wollen, klingt für mich nach einer sehr zeitgemäßen und aufrichtigen Auffassung von Ehe und Partnerschaft. Eine „bessere Hälfte“? Nein, zwei völlig gleichberechtigte Teile eines großen Ganzen. Warum haben wir nicht schon immer auf die alten Griechen gehört?

„Jedoch eines vergesst nie: Ihr sollt nicht an der anderen, sondern stets an der eigenen Hälfte feilen.”

Foto: Edelblicke

Hochzeitskugel: Alter Mythos, neuer Trend

Habt Ihr eigene Ideen für Hochzeitskugeln?

Natürlich könnt Ihr Euch rund um die Hochzeitskugeln noch andere Varianten von wunderschönen Ritualen für Eure freie Trauung ausdenken. Vielleicht bringen die Trauzeug*innen jeweils eine der Kugelhälften. Oder die Kugelhälften finden durch die magnetische Anziehung von selbst zueinander. Oder ihr verewigt Euch mit einer individuellen Botschaft in Eurer Hälfte. Ich bin gespannt auf Eure Ideen.

Alles Liebe!

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