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Mit Abstand der schönste Tag? Trauungen in Corona-Zeiten

Kontaktsperren, Veranstaltungsverbote und Sicherheitsabstand müssen sein und schützen uns – stellen aber viele Brautpaare vor Schwierigkeiten. Nun ist Kreativität gefragt – und Traurednerin Natascha Seffer führt demnächst die vielleicht ungewöhnlichste Zeremonie ihrer Karriere durch.

Wegen der Corona-bedingten Auflagen sind Zeremonien aller Art im Moment nur schwer zu verwirklichen. Doch alles komplett abzusagen, kommt vielen Paaren nicht in den Sinn. Eine besonders emotionale Idee, wie die Liebsten an der Freude teilhaben können, hatte ein Brautpaar meiner Kollegin Natascha Seffer aus Hannover. Ich habe mit Ihr darüber gesprochen, was sie geplant haben.

Natascha, du planst eine ganz besondere Trauung. Was erwartet Dich?

Mein Brautpaar lässt sich im Mai standesamtlich trauen. Bis heute wissen sie nicht, ob dort Gäste erlaubt sind und wie die Vorkehrungen aussehen. Klar ist eigentlich nur eines: Eine der wichtigsten Personen wird nicht vor Ort sein können – die 83-jährige Oma des Bräutigams. Bei ihr ist er aufgewachsen, er sagt sogar „Mama“ zu ihr. Da sie in einem Altersheim lebt, gelten für sie besonders strenge Vorkehrungen. Sie sollte das Heim weder verlassen, noch darf sie Besuch bekommen. Doch gemeinsam haben wir einen Weg gefunden, eine kleine, aber romantische Trauzeremonie mit den wichtigsten Herzensmenschen zu ermöglichen.

Die Oma kommt nicht raus, das Brautpaar kommt nicht rein – wie ist das dann möglich?

Nach dem Termin beim Standesamt wird das Brautpaar auf einer Wiese VOR dem Altersheim vorfahren. Dort erwarte ich die beiden. Und auf den Balkonen des Heims werden die Bewohner die Zeremonie live, mit guter Akustik und ganz ohne komplizierte Video-Konferenz mitverfolgen können. So ist ein großer Abstand zu den besonders gefährdeten älteren Menschen sichergestellt. „Mama“ bekommt natürlich den besten Balkon-Platz.

Wer feiert sonst noch mit?

Obwohl die Wiese sehr weitläufig ist und zwischen dem Brautpaar, den Gästen und mir einen großen Abstand ermöglicht, wollen wir natürlich keine Ansammlung. Deshalb sind nur Trauzeugin und Trauzeuge, die Eltern der Braut, ein enger Freund und eine Fotografin dabei. Zusammen mit mir bleiben wir bei unter zehn Personen.

Klingt nach viel Überredungskunst bei den Verantwortlichen…

Ganz im Gegenteil! Die Heimleitung war sehr begeistert von der Idee und hat bei der Planung gut unterstützt. Sogar eine kleine Überraschung wollen die Bewohner vorbereiten – auch hier ist die Vorfreude groß. Denn momentan ist es dort für alle Beteiligten sehr schwierig, Abwechslung in den Alltag zu bringen. Die meisten Aktivitäten sind im Moment per Gesetz verboten. Auch das Ordnungsamt war sehr offen. Das zeigt: Wenn alle mitmachen, ist beides möglich – Gesundheit schützen und ein romantisches Erlebnis schaffen. Und das in einem Rahmen, in dem sich alle sicher und wohl fühlen.

Verschieben war keine Option?

Dem Paar ist sehr wichtig, dass die Oma beim großen Tag dabei ist – deshalb haben sie sich mit mir diesen kreativen Plan überlegt. Nach der kleinen, freien Zeremonie wird es sogar einen Hochzeitstanz auf der Wiese geben. Die ganz große Feier steht dann vermutlich nächstes Jahr auf dem Plan. Doch das gemeinsame – und mit Sicherheit unvergessliche – Erlebnis mit Brauteltern und Großmutter kann den beiden niemand nehmen.

Und wie geht es Dir damit?

Ich denke, dass es eine der ungewöhnlichsten freien Trauungen wird, die ich jemals leiten werde. Zumal wir auch bei der Gestaltung und mit Ritualen sehr eingeschränkt sind. Es ist aber total schön zu sehen, dass das Brautpaar am meisten Wert auf das Wichtigste legt: auf die Liebe und die Menschen, die ihnen am meisten bedeuten. Ich bin selbst sehr gespannt auf den großen Tag.

Seid Ihr auch so gespannt wie ich, wie diese ungewöhnliche freie Trauung ablaufen wird? Dann schaut demnächst mal wieder vorbei und lest, was Natascha berichtet.

Bis dahin: Bleibt gesund und lasst Euch nicht unterkriegen. Alles Liebe!

Eure Julia

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